# Führung, verdichtet. Warum ich dieses Buch nicht aus der Hand legen konnte
**29. März 2025**
#agil #newwork #lernen #agilität #führung
Als ich _Führen. Die Quintessenz_ von Reinhard K. Sprenger gelesen habe, war ich überrascht, wie begeistert ich war. Anfangs war ich ehrlich gesagt skeptisch. Das Buch ist gerade einmal gut 100 Seiten stark – dünn für ein Thema wie Führung, das oft in dicken Wälzern abgehandelt wird. Doch genau das macht dieses Buch so besonders: Es ist die Essenz von Sprengers jahrzehntelanger Auseinandersetzung mit Führung.
![[Sprenger Quintessenz.jpg]]
Alles, was ich aus seinen anderen Büchern mitgenommen, verinnerlicht und in meinen Arbeitsalltag übertragen habe, ist hier verdichtet auf den Punkt gebracht. Ich habe das Buch verschlungen, mit Markierungen, Notizen und kleinen Klebezetteln versehen, weil ich beim Lesen immer wieder dachte: Das kenne ich. Das nutze ich. Das habe ich selbst schon so gesagt.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch für Einsteiger funktioniert, die noch nie etwas von Sprenger gelesen haben. Es ist kein Grundlagenwerk, sondern ein Destillat. Ein Konzentrat. Und gerade das macht es für mich so wertvoll. Hier sind einige Gedanken und Aussagen, die mich besonders angesprochen haben:
Schon im ersten Kapitel über das Weiterführen als Weg in die Zukunft wird klar, dass Führung für die Attraktivität von Arbeitgebern zentral ist – gerade im Fachkräftemangel. Und: Ohne das Risiko des Scheiterns braucht es keine Führung. Das fand ich einen sehr starken Gedanken. Sprenger unterscheidet deutlich zwischen Managen (Arbeit im System, Gegenwart) und Führen (Arbeit am System, Zukunft). Auch der Gedanke, dass Erfolg ein gemeinsam definierter Zustand ist, nicht individuell messbar, war für mich sehr einprägsam.
Führung muss situativ und individuell erfolgen, immer mit Blick auf das Ganze. Organisationen dürfen nicht statisch werden, sondern müssen sich dynamisch stabilisieren. Was Sprenger damit meint: Nicht falsche Entscheidungen bringen Unternehmen zu Fall, sondern das zu lange Festhalten an einst richtigen. Besonders gut war auch sein Plädoyer für 20 Tage jährlich auf Zukunftskongressen, um andere Denkweisen zu erleben.
In der Quintessenz dieses Kapitels bleiben bei mir Sätze wie "Führen ist Risiko", "Zweifel ist Methode" oder "Führen ist vor- und fürsorgliches Unterbrechen" hängen.
Im Kapitel über Vertrauen fand ich den Gedanken stark, dass Führung nicht durch Hierarchie legitimiert wird, sondern durch freiwillige Gefolgschaft. "Führende haben Folgende." Das klingt banal, ist aber fundamental. Auch die Unterscheidung zwischen Autorität (jemand bringt etwas, das andere brauchen) und autoritär (jemand bringt etwas, das niemand braucht) war für mich ein sehr nützliches Differenzierungsmerkmal.
Unternehmen sind Kooperationsarenen. Nicht die besten Einzelspieler zählen, sondern diejenigen, die im Team funktionieren. "Unternehmung ist Mannschaftssport." Dazu passt auch die Rolle der Führungskraft als Gastgeber: Menschen und Situationen zusammenzuführen, Verbindungen zu schaffen, das Ganze zu sehen. Dieser Gedanke des Invitation Leadership hat mir besonders gut gefallen.
Ein weiteres zentrales Thema: Balance. Oder besser gesagt: das ständige Balancieren. Balance ist eine Illusion. Es geht darum, in Bewegung zu bleiben. Und auch zur Selbstorganisation hat Sprenger eine differenzierte Haltung: Sie ist weder Allheilmittel noch obsolet. Es braucht Ambivalenz. Nicht alles, überall, jederzeit. Sondern: Hier ja, dort nein.
Ein starkes Plädoyer war für mich das Kapitel zur Transformation. "Kultur folgt Struktur." Wer an Menschen appelliert, aber die Bedingungen unverändert lässt, wird scheitern. Kluge Menschen haben in dummen Organisationen keine Chance. Es geht darum, zu entrümpeln statt zu reparieren. Und statt zu planen: ausprobieren. Viele kleine Experimente statt großer Masterpläne.
Auch das Kapitel zur Mitarbeiterführung hat mir viele bekannte, aber deshalb nicht weniger starke Impulse gegeben: Stärken und Schwächen sind situationsabhängig. Die Frage danach ist wenig hilfreich. Gespräche müssen Einladungen sein, Dialoge, kein Durchsetzen. Und Vertrauen entsteht durch Verwundbarkeit – nicht durch Kontrolle.
"Das Leben ist kein Boni-Hof." Sprenger kritisiert Bonussysteme, weil sie individuelle Leistungen überschätzen. Unternehmen sind auf Zusammenarbeit ausgelegt, nicht auf isolierbare Einzelleistungen. Die Aufgabe: Transaktionskosten senken, nicht interne Märkte schaffen.
Führung beginnt bei einem selbst. Selbstachtung geht vor Fremdachtung. Wer sich selbst nicht mag, kann andere nicht mögen. Freundlichkeit ist Grundhaltung, keine Strategie. Gerade dieser Abschnitt zur Selbstführung hat mich sehr berührt.
Am Ende gibt Sprenger noch einige Literaturhinweise. Besonders hängen geblieben ist bei mir seine Empfehlung von "Think Out" (hrsg. von Hans A. Wüthrich) und seine spät gewonnene Wertschätzung für Niklas Luhmann – ein Zeichen für intellektuelle Beweglichkeit.
Insgesamt ist _Führen. Die Quintessenz_ für mich kein neues Buch gewesen, sondern ein Wiedersehen mit vielen Gedanken, die mich über Jahre geprägt haben. Gerade deshalb war es so wirkungsvoll. Ein kleines Buch, das lange nachwirkt.
### Quelle
Sprenger, Reinhard K. _Führen Die Quintessenz._ 1. Auflage. Frankfurt Campus 2025, 2025.
*Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung künstlicher Intelligenz erstellt.*